Montag, 13. März 2017



Das Karnevalswochenende

Jetzt ist das Karnevalswochenende auch schon wieder zwei Wochen her, wie schnell doch die Zeit rennt.
Also Karneval war wirklich ein beeindruckendes Erlebnis! Ich war total begeistert von den Kostümen und Farben, der Musik und Stimmung und hatte meinen Spaß an der Schaumschlacht.

Wir hatten uns relativ kurzfristig entschieden in Sucre eine Tour für den Karneval in Oruro zu buchen. Der Karneval in Oruro ist der größte und bekannteste in Bolivien und wahrscheinlich das größte Fest, das es in Bolivien gibt. Alle Unterkünfte sind schon Monate im Voraus ausgebucht und die Preise sind dreifach so hoch.
Wir fuhren am Freitag von Sucre nach Oruro. Die Organisatoren der Tour hatten ein Haus sehr nah am Zentrum, wo der Umzug stattfand, gemietet und wir schliefen in einem Ballsaal mit 60 Matratzen auf dem Boden. Am Freitag gab es zahlreiche Parties auf den Straßen und wir rüsteten uns gegen die Schaumschlacht mit Regenponchos. Es war ein sehr lustiger Abend und schon mal eine tolle Einstimmungen auf den richtigen Karneval am Samstag und Sonntag.


Am Samstagmorgen rüsteten wir uns mit Regenponcho und einer Sprühflasche mit Schaum und machten uns auf den Weg zu unseren Tribünenplätzen, um uns den Umzug anzusehen. Schon bevor ich überhaupt meinen Platz erreichte, war ich schon einmal komplett von oben bis unten mit Schaum eingesprüht, weil ich ständig auf der Straße von allen Seiten attackiert wurde.
Der Umzug war wirklich fantastisch! Es gab unzählige Blaskapellen, die Kostüme waren sehr beeindruckend, die Gruppen zeigten unterschiedlichste Tänze und die Stimmung war fantastisch. Alle klatschten und sangen mit und mit Snacks, Getränken und Schaumnachschub wurde man durch die vorbeikommenden Straßenhändler versorgt. Unsere Plätze verließen wir nur für kurze Entspannungs- und Essenspausen, aber die Gruppen waren alle so unterschiedlich, dass es überhaupt nicht langweilig wurde. Wir blieben bis spät in die Nacht, die Stimmung wurde immer ausgelassener und irgendwann wurde auf den Tribünen getanzt. Nachts gab es dann sogar Gruppen, die Feuerwerk in ihre Präsentation integrierten.
Es hatte den ganzen Tag immer mal zwischendurch geregnet und das bekamen wir dann zu spüren, als wir nachts zu unserer Unterkunft zurücklaufen mussten. In der Straße stand das Wasser kniehoch und wir mussten durch das dreckige Wasser waten, weil es kein Zurück gab.
Am Sonntag ging die Parade weiter und wir verbrachten wieder den ganzen Tag auf der Tribüne und guckten zu.

Abends fuhr ich mit Jelena nach Uyuni, denn in der Regenzeit wird der "Salar de Uyuni" (die Salzwüste, in der ich im Oktober schon mal war) zu einem riesigen Spiegel, weil sich eine Wasserschicht bildet. Wir machten eine Tour für einen Tag und es war ein beeindruckender Anblick. Ich bin super froh, dass ich noch einmal hingefahren bin!


Nach einer weiteren Nacht im Bus bin ich am Dienstagmorgen wieder in Sucre angekommen und hatte eigentlich geplant, den ganzen Tag das Bett nicht zu verlassen, weil ich echt erschöpft war nach diesem Wochenende. Daraus wurde nichts, weil mir gegen Mittag gesagt wurde, dass wir im neuen Haus meines Gastbruders Rodrigo Karneval mit einem Grillfest feiern würden, was hier traditionell am Faschingsdienstag gemacht wird. Das Haus wurde mit Girlanden und Luftballons geschmückt. Es wurde ein rituelles Feuer für die "Pachamama" ("Mutter Erde") gemacht und wir tanzten ein bisschen. Ich habe noch nie erzählt, wie grillen hier aussieht, also hole ich das jetzt mal nach. Also es werden für meine Verhältnisse wirklich riesige Steaks gegrillt und dazu gibt es Pellkartoffeln, "Arroz con Queso", das ist wie Milchreis nur anstatt mit Milch mit geschmolzenem Käse, Maiskörner, grünen Salat und eine Chilisoße, die bei keinem Essen fehlen darf.
Obwohl der Tag ganz anders verlief als geplant, war es ein wirklich schöner Tag mit viel Essen und guter Laune.

Freitag, 3. März 2017

Chuchini - unser Ausflug in den Dschungel

Anfang Februar fuhren wir anlässlich des Geburtstags einer Freundin in den bolivianischen Dschungel. Wir hatten uns das kleine Reservat  "Chuchini" ausgesucht, das von einer wundervollen Familie betrieben wird, denen ein Stück Regenwald gehört, das sie schützen. Jelena und Bernie hatten dort im November schon eine Tour gemacht und uns vorgeschwärmt, wie toll es ist und so viel die Entscheidung nicht schwer, wo es hingehen sollte.
Sie hatten mit ihren Erzählungen auch wirklich nicht übertrieben, denn der Ort wirkte wirklich wie das Paradies, wenn man mal die Moskitos außer Acht lässt.

Die kleine Anlage lag mitten im Dschungel an einer Lagune und man konnte die ganze Zeit die Geräusche des Dschungels hören - das Schreien der Affen, Zirpen, Blätterrauschen,.... Wir wurden total herzlich empfangen und fühlten uns sofort sup wohl. Man konnte in Hängematten herumliegen, den Hausaffen streicheln und ein bisschen die Seele baumeln lassen.


Wir hatten eine Drei-Tages-Tour gebucht und starteten unsere Tour mit einem Spaziergang durch den Regenwald und Efrem, unser sehr netter Guide, erzählte uns viel über die verschiedenen Pflanzen und wir konnten einige Früchte direkt vom Baum probieren. Das satte Grün war unglaublich, es flogen blau-gelbe Papageien über einen hinweg und man sah einige Affen in den Bäumen sitzen. Nach einem leckeren Mittagessen machten wir am Nachmittag eine kleine Bootstour auf der Lagune, um die Natur noch einmal von der Wasserseite betrachten zu können und Efrem konnte uns sehr viel erzählen. 



Abends ging es dann wieder aufs Wasser, es stand die Krokodiltour an. Efrem leuchtete mit der Taschenlampe die Ränder der Lagune ab und man sah die Augen der Krokodile aufblitzten. Wir fuhren dann dorthin, wo wir Augen gesehen hatten und Efrem fischte ein Babykrokodil aus dem Wasser, um es uns zu zeigen. Natürlich wurde es schnell wieder ins Wasser entlassen.



Der nächste Tag war der Geburtstag von Marie und wir wurden mit einem herrlichen Geburtstagsfrühstück empfangen. Anschließend ging es auf eine lange Bootstour über die Flüsse Mamoré und Ibaré. Wir sahen rosa Süßwasserdelfine und fuhren zu einem Schlammstrand, wo wir uns am ganzen Körper mit Schlamm einrieben, weil der Schlamm gut für die Haut ist, hatten ein leckeres Picknick und entspannten in Hängematten auf dem Boot. Es war wirklich perfekt :) Abends brachte uns Efrem noch einige typische Karten- und Würfelspiele bei und so ließen wir den Abend ausklingen.




Leider konnten wir aufgrund eines Unfalls nur zwei Tage der Dschungeltour realisieren. Falls es möglich ist, werden wir noch einmal wiederkommen, weil der Ort einfach zu schön ist und die Familie so unglaublich herzlich. 

Im nächsten Blogeintrag schreibe ich über mein tolles Karnevalswochenende :)

Mittwoch, 1. März 2017




Mein Januar

Jetzt bin ich schon seit sechs Monaten in Bolivien!!!
Ich bin leider ein bisschen in Verzug mit meinen Blogeinträgen gekommen, aber jetzt mache ich mich mal ans Schreiben, um Euch von meinen letzten zwei Monaten zu berichten.
Also ich beginne mal chronologisch mit Anfang Januar. Nach meinem Chile-Urlaub ging es erstmal wieder ans Arbeiten, aber da in meinem Projekt jetzt das Direktorium neu gewählt wurde, gab es nicht so viel zu tun, da alle nicht wussten, wie es genau weitergeht. Jetzt wurde gewählt und alles kehrt langsam zur Normalität zurück und ich werde jetzt höchstwahrscheinlich in dieser Woche eigene Projekte beginnen, über die ich Euch dann später mehr erzähle.
Anfang Januar sind noch zwei dänische Freiwillige für zwei Monate in meine Familie eingezogen, die sehr nett sind, aber diese Woche Freitag leider schon wieder abreisen.
Vor allem am Anfang habe ich viel zwischen der Familie und ihnen gedolmetscht, was mich schon stolz gemacht hat, weil ich vor 4 Monaten noch die war, die einen Dolmetscher brauchte.
Weil sie nur für zwei Monaten in Bolivien sind, wollten sie natürlich an den Wochenenden so viel wie möglich vom Land erkunden und so sind wir fast jedes Wochenende im Januar und auch im Februar irgendwo anders gewesen.
Unser erster Ausflug führte uns nach La Paz. In La Paz hat sich für mich noch mal ein ganz anderes Bild von Bolivien offenbart, weil es wirklich eine zwar ziemlich chaotische, aber relativ moderne Großstadt ist und total anders als das kleine und ruhige Sucre ist, was für mich bis jetzt das Bild von bolivianischen Städten geprägt hat. La Paz ist echt eine Stadt, die man mal gesehen haben muss. Die Innenstadt liegt in einem Talkessel, aber alle steilen Berghänge rundherum sind bis obenhin mit Häusern bebaut, was wirklich total beeindruckend aussieht. Die Hänge sind mit dem Zentrum durch Gondelbahnen verbunden und so fährt man schnell mal auf über 4000m hoch, um dann aus El Alto einen beeindruckenden Blick auf die Stadt zu haben. In El Alto habe ich dann auch die Höhe gespürt und war froh, dass die anderen Kokablätter dabei hatten, die gekaut oder als Tee echt super gegen die Höhenkrankheit helfen. Ich habe auch noch nie in einer anderen Stadt so große, sichtbare Gegensätze zwischen Arm und Reich gesehen. Vor allem aus der Gondelbahn sieht man die extremen Gegensätze. Man fährt an riesigen Grundstücken mit großen Villen und Kameraüberwachung vorbei und 10 min später befindet man sich über unverputzten Hütten ohne Fenster.

Neben einiger Seilbahnfahrten haben wir eine Stadtführung gemacht, die sehr interessant war, weil wir viel über die alten Glaubensvorstellungen im Raum La Paz gelernt haben, die nach den Erzählungen des Guides noch immer stark in den Menschen verwurzelt sind. Außerdem  haben wir viel über die Gefängnisstadt "San Pedro" erfahren, wo sich die Gefangenen selber verwalten. Wir haben den Hexenmarkt besucht, wo man Lamaföten (die aber auf natürliche Weise gestorben seien sollen), die man im Boden vergräbt bevor man ein Haus baut, allerhand Pülverchen für verschiedene Belange und die Zutaten für einige Rituale kaufen kann. Zudem sind wir ins "Valle de la Luna" gefahren, wo man beeindruckende Felsformationen besichtigen kann.

An meinem letzten Tag in La Paz bin ich nach Tiwanaku gefahren. Tiwanaku ist eine alte Ruinenstätte, von einer Kultur, die noch vor den Inkas gelebt hat. Wir hatten einen Guide, der uns einiges über ihr Leben, die Rituale und Glaubensvorstellungen erzählt hat und man konnte sich das Sonnentor, einige behauene Monolithen, den ehemaligen Friedhof und einige andere ziemlich gut erhaltene Ausgrabungsstücke angucken, die sehr beeindruckend waren, wenn man bedenkt wie alt diese Stätte schon ist.

Jedem, der mal nach Südamerika fährt, kann ich nur empfehlen, La Paz auf der Reiseroute mit einzuplanen.
Zwei Wochen später sind wir am Wochenende nach Potosí gefahren, eine Stadt, die zu den höchstgelegenen Städten der Welt gehört und im frühen 17. Jahrhundert, aufgrund ihres Reichtums durch die Förderung von Silber, eine der größten Städte der Welt war.

Am Samstag haben wir uns die "Casa de la Moneda" angeguckt. Das ist ein Museum im Gebäude einer bedeutenden, ehemaligen Münzprägeanstalt. Das Museum soll eines der schönsten in Südamerika sein und ist wirklich sehr interessant, weil es den ganzen Prozess der Münzherstellung und Prägung darstellt und noch die alten Werkzeuge in ihrer ursprünglichen Form vorhanden sind.

Der Grund unseres Besuchs in Potosí war aber eigentlich der Besuch der Minen im "Cerro Rico", wo Silber und Zinn abgebaut wird. In den Minen wird heute noch gearbeitet, unter Bedingungen, die wirklich furchtbar sind und ohne adäquates Werkzeug. Wir haben unsere Tour bei einer Agentur gebucht, die von Ex-Minenarbeitern betrieben wird und die Teile ihres Erlöses dafür einsetzt, dass die Bedingungen für die Minenarbeiter verbessert werden. Zu Beginn unserer Tour wurden wir mit Helm, Lampe und Kleidung ausgestattet und fuhren dann auf den Markt der Minenarbeiter, wo wir Geschenke für die arbeitenden Miner kauften. Wahrscheinlich ist dieser Markt einer der einzigen Orte auf der Welt, wo man einfach so in einer "Tienda" Dynamit kaufen kann. Wir kauften Kokablätter, Getränke und Dynamit und fuhren dann zum Eingang der Minen. Dort trafen wir auf eine Gruppe von Minenarbeiter, die gerade im Begriff waren in die Mine zu gehen um zu arbeiten. Unser Guide fragte sie ein bisschen aus und sie erzählten uns, wie lange sie schon Untertage arbeiteten und wie alt sie waren. Der Jüngste von ihnen war 15 und sein großer Bruder war 30 und arbeitete schon seit er 13 Jahre alt war in den Minen. Aufgrund der Bedingungen in der Mine und der giftigen Stoffe, die sie tagtäglich einatmen, liegt die Lebenserwartung der Bergarbeiter zwischen 40-50 Jahren. Wir waren schon geschockt, bevor wir überhaupt die Minen von innen gesehen hatten. In den Minen war es sehr eng, man stieß sich entweder den Kopf oder stolperte, weil sich die Höhe der Tunnel ständig änderte und wir auf den Schienen der Lore liefen. Ich bekam unglaublich schlecht Luft und die ganze Luft war voll mit Staub. Das Herz schlug ganz schnell und es wurde noch schlimmer, wenn man schnell laufen musste, um der kommenden Lore auszuweichen. Nachdem wir eine gewisse Weile in den Berg hineingelaufen waren, zeigten unsere Guides auf ein Loch im Boden, wo wir runterklettern sollten. Wir krabbelten und robbten durch einen engen Tunnel, der uns noch mal 60m tiefer führte, wo wir auf die Arbeiter trafen, die Gestein in eine große Wanne schaufelten, um es dann mit einem Seilzug auf die erste Etage zu befördern, von wo es dann mit der Lore nach draußen befördert wurde. Durch das Schaufeln wurde noch mehr Staub aufgewirbelt und trotz Schal vor Nase und Mund fiel das Atmen noch schwerer und die Arbeiter arbeiteten sogar ohne Mundschutz. Ich wollte einfach nur noch raus. Als wir am Ende des Ganges das Tageslicht wieder sahen, waren wir einfach nur froh wieder rauszukommen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, aber nicht im positiven Sinne und es hat gezeigt, wie das Leben auch sein kann.





Weil der Text zu lange werden würde und ich nicht so viel Fotos auf einmal hochladen kann, werde ich einen gesonderten Blogeintrag über unseren Ausflug in den Dschungel und das Karnevalswochenende schreiben.