Sonntag, 20. November 2016




Unser Camp im Toro Toro Nationalpark

            Letztes Wochenende fand unser freudig erwartetes Extracamp im Toro Toro Nationalpark statt. Warum Extracamp? Eigentlich gibt es nur ein Camp nach 6 und 12 Monaten, aber die Organisation hier in Bolivien macht noch 2 andere Camps, von denen eins jetzt nach 3 Monaten!!! (wie schnell die Zeit vergeht!) war. Mir gefällt das super, weil man dadurch die anderen Freiwilligen öfter trifft und man schöne Orte in Bolivien kennenlernt :) Wir Sucre-Freiwilligen fuhren am Donnerstagabend mal wieder mit dem Nachtbus nach Cochabamba, diesmal glücklicherweise ohne Zwischenfälle, um uns dort mit den anderen Freiwilligen, die aus ganz Bolivien kamen, zu treffen. Alle hatten sich natürlich viel zu erzählen und zum Quatschen hatten wir auch viel Zeit, weil wir von Cochabamba noch einmal vier Stunden nach Toro Toro fahren mussten, obwohl die Strecke nur 140 Kilometer betrug. ICYE hatte uns ein schönes, sehr sauberes und gepflegtes Hostel im kleinen Dorf Toro Toro ausgesucht, von wo aus wir die nächsten Tage die Ausflüge starteten. Am Freitag machten wir eine wunderschöne Wanderung durch einen  Canyon, an deren Ende uns kleine Wasserfälle zum Baden erwarteten. Der Canyon war wirklich sehr beeindruckend, weil man neben einem Fluss durch den Canyon lief und neben einem unendlich hoch erscheinende, gerade Felswände nach oben ragten. An sich war die Landschaft ziemlich karg, aber bei den Wasserfällen wirkte es, als ob sich ein Stück Regenwald dorthin verirrt hätte ;) Ich habe zwar viele Fotos gemacht, aber diese geben nicht im Geringsten die Schönheit dieses Ortes wieder.
           
         
  Der Ausflug am Samstag war eines der Highlights meines bisherigen Aufenthalts hier. Wir machten nämlich eine Wanderung oder besser eine Klettertour durch eine Tropfsteinhöhle. Die Touren wurden nur in kleinen Gruppen von 6 Leuten gemacht, die jeweils von einem Guide begleitet, alle ausgerüstet mit Stirnlampe und Helm, eine 4 km lange Tour durch diese riesige Höhlenwelt machten. Schon der Eingang in den Berg wirkte sehr beeindruckend, weil es aussah, als ob man in ein riesiges dunkles Maul laufen würde. Es war sofort stockdunkel und wir waren froh, dass unsere Stirnlampen alle funktionierten. In dem Berg gab es nicht wirklich einen Weg und wir kletterten, rutschten und hangelten uns an Seilen durch die Höhlen oder robbten auf dem Bauch durch enge Gänge, was unglaublich viel Spaß machte. Unser Guide erklärte uns noch einige Tropfsteinformationen, die z.B. aussahen wie eine Trauerweide und wir waren sehr froh, dass wir ihn hatten, denn ohne ihn, wären wir in der Höhle verloren gewesen. Ständig fragten wir, wo es denn eigentlich weitergeht, weil für uns manche Höhlen einfach keinen Ausgang zu haben schienen und dann zeigte er auf einen kleinen Tunnel durch den wir dann robbten. Außerdem gab es einen unterirdischen Fluss mit Wasserfällen. Die Tour hat unglaublich viel Spaß gemacht und wir waren alle total begeistert, weil wir so etwas noch nie gemacht haben. In Deutschland wäre so eine Tour wahrscheinlich auch nur schwer möglich, weil es zu gefährlich für normale Touristen wäre. Am Ende der Tour war es dann sehr schön wieder Tageslicht zu sehen und wir waren froh, die Tour mitgemacht zu haben. Leider habe ich keine Fotos, weil es nicht möglich war, irgendetwas mit dort hineinzunehmen, mit einem Rucksack wäre man nämlich ständig stecken geblieben.

           Am Sonntag machten wir dann noch einen kleinen Spaziergang zu Dinosaurierfußabdrücken, aber da ich die hier in Sucre schon gesehen habe, haben sie mich nicht so sehr beeindruckt, weil es auch nur sehr wenige im Vergleich zu denen in Sucre waren. Eigentlich war noch ein anderer Ausflug geplant, aber da in Bolivien häufig alles ein bisschen langsamer läuft, fand der leider nicht mehr statt. Am Sonntagnachmittag fuhren wir dann also erst mit dem Bus 5 Stunden zurück nach Cochabamba, um danach einen 8 Stunden Nachtbus nach Sucre zu nehmen. Jetzt bin ich echt froh mal ein Wochenende hier zu sein, sodass ich nicht schon wieder Bus fahren muss, obwohl ich langsam echt gut in diesen Bussen schlafen kann :)


Diese Woche war ziemlich unspektakulär, ich war arbeiten, in der Sprachschule und beim Sport, aber leider gibt es mal wieder kein Wasser, weil der Regen fehlt und es keine Reserven mehr gibt. Langsam hat man sich daran gewöhnt, dass das Wasser öfter mal wegbleibt und ich habe prophylaktisch immer Feuchttücher und Händedesinfektionsmittel zu Hause. Vorgestern Abend war ich bei einer Tanzaufführung meines kleinen Gastbruders, die echt schön war, weil die Kinder alle tolle Kostüme anhatten, Live-Musik gespielt wurde und die Choreografien schön gemacht waren. Gestern Abend war ich dann mit Patricia und Jelena bei einem arabischen Tanzfestival und heute konnte ich endlich mal wieder ausschlafen, was auch bitter nötig war :) Übrigens beginnt jetzt hier mit dem Frühling auch die Obstsaison und man kann super leckere Früchte günstig kaufen. Für fünf große Mangos habe ich nicht einmal 1,50 Euro bezahlt und sie kosten hier genauso viel wie Äpfel.

Freitag, 4. November 2016




 Meine letzten ereignisreichen Wochenenden

Da ich heute nicht arbeiten muss, habe ich gedacht, dass ich mir mal wieder die Zeit nehme, um Euch von meinen letzten, ziemlich spannenden Wochenenden zu berichten. Da ich schon lange nicht mehr geschrieben habe, werde ich jetzt mal ein bisschen weiter ausholen :) Vor zwei Wochen habe ich mir mal den Dinosaurierpark in der Nähe von Sucre angeguckt. Ich war erst ein bisschen skeptisch, ob es interessant werden würde, aber ich war ziemlich positiv überrascht. Im Park waren Dinosaurier in Originalgröße nachgebaut und wir bekamen eine kleine Führung und anschließend konnten wir zu den Dinofußabdrücken laufen und sie aus nächster Nähe betrachten, was beeindruckend war, wenn man bedenkt, wie alt diese Abdrücke schon sind. Am Sonntag bin ich dann mit den bolivianischen Freiwilligen, die auch für mein Projekt arbeiten, zu den 7 Wasserfällen gefahren, um Plastikmüll einzusammeln. Müll, vor allem Plastikmüll, ist ein  großes Problem hier, weil die Menschen ihn einfach überall hinschmeißen und ich war geschockt, dass ich dieses Wochenende sogar Müll in der Wüste gesehen habe. Nach getaner Arbeit ging es dann zum Geburtstagspizzaessen bei der Gastfamilie der zwei anderen Freiwilligen, weil einer der Gastbrüder Geburtstag hatte. Die Familie ist wirklich unglaublich nett und wir sind schon wieder zur nächsten Geburtstagsfeier eingeladen :) Die Pizza war mal eine schöne Abwechslung zu dem Essen, das ich zu Hause bekomme. Eigentlich gibt es täglich Reis mit Kartoffeln oder Nudeln mit Kartoffeln und das häufig ohne Soße und nur mit wenig Gemüse. Das Beste ist die tägliche Suppe, die meistens lecker ist. Nur auf die Pommes, die oft in der Suppe sind, könnte ich gut verzichten. Ich gehe meistens mehrfach die Woche etwas in der Stadt essen, um mal was anderes zu essen und decke mich mit Obst und Gemüse vom Markt ein, aber sich an die Essensgewohnheit zu gewöhnen, ist schon ziemlich schwer und ich vermisse oft mein Essen zu Hause.


Die Dinofußabdrücke

Am Wochenende danach haben wir Freiwilligen aus Sucre einen Wochenendausflug nach Cochabamba, eine größere Stadt, acht Stunden von Sucre entfernt, gemacht. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, dass sich acht Stunden Fahrt  nicht für ein Wochenende lohnen, aber man bekommt hier echt eine andere Einstellung zum Reisen. Die Strecke ist eigentlich nicht lang, in Deutschland würden wir wahrscheinlich 3 1/2 Stunden für die Strecke brauchen, aber durch die Berge und die schlechten Straßen sind es hier acht Stunden. Da man fast immer in der Nacht fährt, ist das eigentlich nicht schlimm, weil man abends in den Bus steigt, ein bisschen Musik hört und schläft und morgens gegen 5 Uhr in der anderen Stadt ist. Nur war unsere Reise nach Cochabamba nicht so entspannt, wie diese Fahrten eigentlich sind, sondern ein echtes Abenteuer. Ich hatte schon meine Bedenken, als wir in Sucre in den Bus stiegen, weil es sich um ein ziemlich altes Exemplar handelte und diese Bedenken waren auch berechtigt, da nach zwei Stunden die Fahrt abrupt endete, da der Bus kaputt war. Wir mussten alle aussteigen und standen mitten in der Nacht im Nirgendwo. Wir fragten den Fahrer, ob der Bus reparierbar ist oder ob er einen anderen Bus aus Sucre kommen lässt. Er hatte nicht wirklich einen Plan und sagte, dass noch andere Busse aus Sucre kommen würden, die vielleicht noch Platz für uns hätten. Es kamen dann auch noch 2-3 Busse, die natürlich keinen Platz für uns hatten, aber der letzte Bus bot uns das Fahrerbett unter dem Bus zum Mitfahren an. Wir waren erst ein bisschen skeptisch, aber da es unsere letzte Chance war, sagten wir zu, unter der Bedingung, dass die Klappe nicht richtig geschlossen wird. Wir klemmten also eine Schuh dazwischen, sodass wir frische Luft bekamen und machten es uns zu sechst einigermaßen gemütlich, für die sechs Stunden, die noch folgen sollten. Es ging auch alles gut, aber ich war äußerst froh, als wir am frühen Morgen endlich in Cochabamba ankamen und aussteigen konnten. Die Geschichte werden wir wahrscheinlich alle noch lange erzählen, aber noch mal muss ich das nicht haben. In Cochabamba wurden wir dann von Simon empfangen, der dort wohnt und uns die Stadt zeigte. Wir besuchten auch noch seine Gastfamilie, die auch sehr nett war und uns sogar noch verköstigte. Viele Menschen sind hier sehr (gast-)freundlich und man kommt leicht ins Gespräch.
Am Samstag besuchten wir ein altes Inkadorf in der Nähe der Stadt und am Sonntag liefen wir zu der großen Christusstatue, die sogar höher als die in Rio ist :)  Die Rückfahrt lief glücklicherweise problemlos und ich freute mich wieder in Sucre zu sein, weil ich hier die Restaurants und Cafés kenne und weiß, welcher Bus wohin fährt. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier ;) Aber den Ausflug habe ich sehr genossen und es ist echt cool, dass hier in jeder größeren Stadt andere Freiwillige wohnen, die uns dann ihre Stadt zeigen können :) 
Unsere Fahrt im Fahrerbett
Die Ruinen des Inkadorfes
Die Christusstatue

Blick über Cochabamba
Dieses Wochenende war bis jetzt das Highlight meines Aufenthalts hier. Da es diese Woche einen Feiertag gab und wir deshalb an dem Tag nicht arbeiten mussten, wollten wir das nutzen, um zu verreisen. Michi und ich hatten beschlossen uns die Salzwüste "Salar de Uyuni" anzugucken, weil gerade die perfekte Zeit dazu ist. Wir hatten hier in Sucre eine Tour für drei Tage gebucht, die am Sonntag losging. Wir fuhren also am Samstag nach Uyuni, eine ziemlich langweilige Stadt in Boliviens Süden und starteten am Sonntag unsere Tour. Unsere Gruppe fuhr mit fünf Geländewagen. Das Gepäck wurde zusammen mit dem Sprit für die nächsten Tage und dem Essen auf dem Dach und im Kofferraum verstaut und dann ging die Tour auch schon los. Unser erster Halt war der Bahnfriedhof, wo man auf alten, verwaisten und rostigen Lokomotiven herumklettern konnte, die früher Rohstoffe zum Pazifik transportiert haben. Anschließend guckten wir uns die Salzproduktion in einem kleinen Dorf an und dann ging es auch schon in die Salzwüste. Es ist unglaublich beeindruckend, wenn man auf einmal fernab von der Zivilisation mitten in der Salzwüste steht und alles um einen herum nur weißes Salz ist. Die Salzwüste ist insgesamt stolze 10.000 Quadratmeter groß. Man kann sehr lustige Persepektivenfotos machen, was wir natürlich auch ordentlich ausgenutzt haben. Anschließend ging es auf eine Insel inmitten der Salzwüste, auf der unzählige riesige Kakteen wuchsen. Von der Spitze der Insel hatte man einen beeindruckenden Blick, da wirklich alles um einen herum weiß war und man nur am Horizont Vulkane gesehen hat. Übernachtet wurden in einem Salzhotel, in dem die Wände, Betten und Stühle aus Salzblöcken hergestellt waren. Die Gruppe war sehr nett, sodass wir viel zu quatschen hatten und jetzt habe ich noch mehr Orte auf meiner Liste mit den Orten, die ich unbedingt besuchen muss, weil mir alle von ihren Reiseabenteuern erzählt haben. Am nächsten Tag ging es dann früh los und wir fuhren ins Tal der Lamas, wo wir unzählige Lamas aus nächster Nähe sehen konnten. Anschließend ging es weiter zu kleinen Seen, wo wir Flamingos bewundern konnten und dann zur roten Lagune, in der es noch mehr Flamingos gab. Man kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und ich habe noch nie so viel wunderschöne und so beeindruckende Natur in so kurzer Zeit gesehen. Anschließend fuhren wir in die Atacamawüste, wo wir uns noch einen Stein in Form eines großen Baumes anguckten und dann ging es auf 5000 m zu einem Vulkan mit Geysiren. Wir übernachteten in einer sehr einfachen Unterkunft im Nirgendwo und konnten abends bei Minusgraden in einem heißes Thermalbad baden und uns den Sternenhimmel angucken. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Sterne wie dort gesehen. Am letzten Tag unserer Reise besuchten wir noch die grüne Lagune und fuhren noch durch eine richtige Sandwüste. Mittags trennte sich die Gruppe, da einige weiter nach Chile fuhren und ich fuhr zurück nach Uyuni, um den Nachtbus nach Sucre zu nehmen. Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr war ich wieder in Sucre und viel erst einmal todmüde ins Bett. Die Reise hat sich angefühlt, als ob ich 2 Wochen weg gewesen wäre und ich kann nur jedem empfehlen, der einmal nach Südamerika fliegt, einen Abstecher in den Salar de Uyuni zu machen. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.



Die Rallye Dakar führt durch die Salzwüste