Mittwoch, 21. Dezember 2016




Weihnachtszeit

Mal wieder ein neues Update von mir. Die letzten Wochen war ich mal durchgängig in Sucre, was auch mal sehr schön war. Ich habe viel mit der Familie gemacht und dadurch noch einmal mehr von der Kultur hier kennengelernt. Sonntags bin ich mit der Familie in die Kirche gegangen. Die Familie ist sehr katholisch und geht jeden Sonntag in die Kirche, aber jede Woche kann ich nicht so früh aufstehen und es wird auch nicht erwartet, dass ich immer mitkomme. Aber manchmal gehe ich mit, um der Familie eine Freude zu machen und weil es schön ist, dass ich immer mehr verstehe. Der  Gottesdienst diesmal fand nicht in einer richtigen Kirche statt, sondern die Bänke standen draußen vor einer kleinen Grotte aufgereiht. In den Kirchen, in denen ich bis jetzt war, ist es üblich, dass immer einige der Besucher des Gottesdienstes eine Textstelle vorlesen und natürlich wurde mir eine Textstelle zugeteilt. Ich war sehr froh, als meine Gastschwester mich fragte, ob sie den Text für mich vorlesen soll, weil einen Text auf Spanisch vor der ganzen Kirchengemeinde vorzulesen, traue ich mir wirklich noch nicht zu. Grundsätzlich läuft es jetzt aber schon ziemlich gut mit meinem Spanisch und ich kann mich gut unterhalten, natürlich mit Fehlern, aber bis jetzt verstehen mich immer alle.
Außerdem war ich mit der Familie bei der Trauerfeier für einen Cousin, der vor zwei Wochen leider gestorben ist. Wenn jemand stirbt, wird neun Tage nach dem Tod eine Messe ihm zu Ehren gemacht. Nach dieser Messe sind wir zum Haus des Verstorbenen gefahren und dort wurde dann gemeinsam ein großes Abendessen gegessen und das Foto des Verstorbenen wurde auf einen Tisch gestellt und davor auch ein Teller mit Essen gestellt.
Danach das Wochenende war ich bei einem erfreulicheren Ereignis zu Gast, und zwar hatte uns unser Betreuer Oscar zu einer Hochzeit von Verwandten eingeladen. Die Feier dauerte insgesamt drei Tage, aber wir waren nur am Samstag da. Es ist komisch, wenn man auf Feiern von Leuten geht, die man überhaupt nicht kennt und wir fielen natürlich wieder total auf, weil wir die einzigen Gringos ("Weißen") waren, aber es war cool, so eine Feier mal erlebt zu haben. Am Nachmittag fand die Trauung in der Kirche statt. Diese war einer Trauung in Deutschland sehr ähnlich. Beim Verlassen der Kirche wurde das Brautpaar und auch alle weiteren Gäste, die nach dem Brautpaar die Kirche verließen, mit Konfetti beworfen, wovon man dann noch den ganzen Tag etwas hatte, weil es überall im Haar und auf den Klamotten klebte. Nachdem wir dem Brautpaar gratuliert hatten, kam es zu einer etwas komischen Situation, weil uns ein paar kleine Mädchen fragten, ob sie ein Foto mit uns (den Gringos) machen könnten. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man überall unfreiwillig so auffällt. Anschließend wurden wir mit einem Micro (Minibus) in einen großen Saal gefahren, wo die Feier stattfinden sollte.  Es war wirklich ein riesiger Saal, der hübsch in den Farben weiß und grün geschmückt war, was die Farben der ganzen Hochzeit waren. Anfangs waren nur sehr, sehr wenige Leute in dem Saal, aber gegen Abend füllt sich der Saal langsam. In dem Saal fand dann noch die standesamtliche Trauung statt und anschließend tanzte das Brautpaar den Eröffnungstanz und musste mit gefühlt allen anwesenden Verwandten tanzen. Danach durften auch alle anderen die Tanzfläche stürmen und wir tanzten viel mit den Kindern. Anschließend wurde ein traditioneller bolivianischer Tanz getanzt und ich wurde von einem Bolivianer aufgefordert mit ihm den Tanz zu tanzen. Es hat echt Spaß gemacht, das Problem war nur, dass dieser Mann dann die ganze Zeit an unseren Tisch kam, um mir irgendwelche Getränke zu bringen, die ich nicht wollte. Nach dem ich einige Male gesagt hatte, dass ich sie nicht möchte, mischte sich Oscar ein und danach war auch alles gut, aber solche Situationen sind nervig. Gegen Mitternacht verließen wir die Feier, wieder um eine schönes Ereignis reicher.
Vorletztes Wochenende haben wir einen schönen Ausflug aufs Land gemacht. Am Samstagnachmittag ging es los und wir fuhren mit einem Bus aus der Stadt und wurden mitten im Nirgendwo rausgelassen. Das erste Mal seitdem ich in Bolivien bin, sah es mal wirklich richtig grün aus. Bis zu unserer Unterkunft liefen wir circa 45 min und fühlten uns immer mehr wie zu Hause, weil wir durch einen schönen Nadelwald liefen und das der erste Wald war, den ich hier in der Umgebung von Sucre gesehen habe. Immer wieder fiel der Satz: "Oh, ich fühle mich ein bisschen wie zu Hause in Deutschland (oder wahlweise Österreich oder England)". An unserer Unterkunft angekommen, waren wir alle total begeistert. Es war ein kleiner Hof mitten in der Natur mit mehreren kleinen Häuschen, Tieren und worüber wir uns sehr freuten einer Seilbahn und Schaukeln (einmal wieder kleine Kinder sein ;)). Wir hatten ein eigenes Häuschen nur für uns und ich fühlte mich ein bisschen wie auf einer Almhütte, weil alles mit hellen Holzmöbeln eingerichtet war und sehr heimelig wirkte.  Den restlichen Tag suchten wir noch Holz für das abendliche Lagerfeuer und hörten Weihnachtslieder, aber mit der Weihnachtsstimmung ist das bei meistens 20-25 Grad und Sonnenschein echt schwierig. Abends saßen wir dann am Lagerfeuer, grillten Stockbrot und Marshmallows und das "Zu-Hause-Gefühl" verstärkte sich noch. Am nächsten Tag machten wir noch einen kleinen Spaziergang und dann ging es trampend wieder zurück nach Sucre.
Alles so grün :)
Unser kleines Häuschen
Jetzt mal zur Weihnachtszeit. Also mit den Weihnachtsgefühlen ist das bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein, wie oben schon beschrieben, sehr schwierig, weil für mich Winter und Weihnachten einfach zusammengehören und man kommt sich einfach nur albern vor, wenn man im T-Shirt durch die Straßen läuft und dabei "Winter Wonderland" oder ähnliche Lieder hört. In der Stadt hat sich die Weihnachtsdeko ausgebreitet und überall blinken die Lichterketten in den buntesten Farben. Ganz lustig ist, dass hier auch alle Deko an den Winter angepasst ist, also z.B. Girlanden mit falschem Schnee und so weiter, obwohl hier Weihnachten nie im Winter ist. Der Advent wird hier gar nicht gefeiert, aber wir sind zur Feier des ersten und vierten Adventes Vanille-Kipferl in einem süßen Café essen gegangen und ich habe mir auch einen Schokoladen-Adventskalender gekauft :) Außerdem kamen in der letzten Woche meine Weihnachtspäckchen von zu Hause an und ich habe mich unglaublich gefreut nach fast 4 Monaten mal wieder etwas aus der Heimat in der Hand zu halten und genieße jetzt meine Lebkuchen und Schoki :)
Letzte Woche war meine letzte Arbeitswoche und jetzt habe ich drei Wochen Urlaub :)

 


Ich wünsche Euch allen eine wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch und melde mich im neuen Jahr nach meinem Chile-Urlaub mal wieder, um von meinem Weihnachtsfest und meinem Urlaub zu berichten.