Sonntag, 21. Mai 2017



Die abenteuerliche Wanderung „El Choro“

Ein bisschen verspätet möchte ich euch gerne von der 3-Tages-Wanderung berichten, die wir Ende April gemacht haben. Die Wanderung wurde von unserer Organisation als ein freiwilliges Zwischencamp organisiert. Der Trek "El Choro" ist ziemlich bekannt hier und stammt schon aus Inka-Zeiten. Er beginnt in der Nähe von La Paz und führt in die bolivianischen "Yungas". Wenn man einmal mit dem Trek begonnen hat, gibt es keine andere Option als die Wanderung zu beenden oder wieder umzudrehen, weil es zwischendurch keine Möglichkeit gibt, die Wanderung zu beenden.

Am ersten Morgen unserer Wanderung wurden wir mit einem Minibus von La Paz aus auf eine Höhe von 5000m gefahren. Dort oben war es super kalt und es lag sogar Schnee. Ich war sehr froh, dass ich am Vortag noch einen Beutel mit Kokablättern gekauft hatte, weil sich die Höhe wirklich bemerkbar machte. Da wir durch unberührte Natur liefen und es unterwegs nichts gab, mussten wir sämtliches Essen, Zelte und Isomatten mitnehmen. Mit unseren schweren Rucksäcken auf dem Rücken ging die Wanderung dann los. Die meiste Zeit ging es bergab, weil wir innerhalb von 3 Tagen von 5000m auf eine Höhe von 1300m absteigen mussten. 


Am ersten Tag war es leider sehr neblig und wir konnten nicht so viel von der schönen Natur sehen. Wir liefen vorbei an steilen Felsen, grünen Wiesen und neben uns plätscherte der Fluss. Die Landschaft erinnerte mich ein bisschen an „Der Herr der Ringe“. Es war wirklich wunderschön und lenkte super von den schmerzenden Füßen und Schultern ab. Leider begann es gegen Mittag zu regnen und es hörte bis zum Abend nicht mehr auf. Wir liefen also stundenlang im Regen weiter. Durch den Regen sank die Motivation bei allen deutlich, weil nichts an einem trocken blieb. Als wir endlich den Campingplatz erreichten, regnete es immer noch, sodass wir unsere Zelte nicht auf der Wiese aufstellen konnten. Glücklicherweise gab es noch eine kleine Hütte mit zwei Betten und wir schliefen dann zu 11. dort. Es war sehr eng, aber zumindest trocken. Am nächsten Morgen hatte es glücklicherweise aufgehört zu regnen, nur leider waren die Klamotten überhaupt nicht getrocknet und ich lief die nächsten zwei Tage mit feuchten Wanderschuhen. 

Am zweiten Tag wurde es langsam richtig warm und die Natur abwechslungsreicher. Wir liefen durch einen dichten Wald voller großer Farne und Lianen und das Flüsschen hatte sich in einen Fluss mit Wasserfällen verwandelt. An den Wasserfällen füllten wir dann immer wieder unsere Wasserflaschen auf. Wie am Tag zuvor liefen wir um die 25 km. Gegen Abend kamen wir dann am nächsten Campingplatz an. Unter den Campingplätzen dürft ihr euch jetzt aber keinen deutschen Campingplatz vorstellen. Sie bestanden eigentlich nur aus einer Hütte zum Kochen, wo mit Feuer gekocht wurde und nicht wirklich viel mehr. Sanitäre Einrichtung gab es nicht wirklich, nur ein Unterstand mit Loch im Boden als Toilette. Da bevorzugten wir doch fast alle die Natur. Es war mal eine coole Erfahrung so im Einklang mit der Natur zu leben, ohne Handy und alle Annehmlichkeiten. Der Ausblick am Morgen aus dem Zelt war unbezahlbar. Am Morgen des dritten Tages regnete es schon wieder, sodass wir erst später loslaufen konnten. 

Am dritten Tag war das Klima dann wirklich tropisch. Wir liefen wieder durch einen dichten Wald, über gebrechlich erscheinende Holzbrücken und die Ausblicke, die sich uns boten, waren wirklich wunderschön. Gegen Abend erreichten wir dann das kleine Dorf in den „Yungas“, von wo aus wir wieder nach La Paz gefahren wurden. Ich war sehr stolz auf mich, dass ich die Wanderung so gut gemeistert habe und das erste Eis danach schmeckte herrlich. Meine Füße und Schultern taten echt ziemlich weh und ich freute mich sehr auf ein ordentliches Bett und eine warme Dusche, was ich dann auch in La Paz bekam. Es war ein wirklich unvergessliches Erlebnis und ich würde es sofort noch einmal machen. 

In meinem nächsten Blogeintrag berichte ich euch dann von meinem neuen Projekt "Sayari Warmi", wo ich jetzt immer einige Tage in der Woche mit Kindern arbeite.








Samstag, 6. Mai 2017



Mein etwas anderes Osterfest

So jetzt möchte ich Euch mal, wenn auch etwas verspätet, über mein Ostern hier berichten.
Die Familie hatte mich gefragt, ob ich mit ihnen in das kleine Dorf Serrano fahren möchte, wo ich auch schon Weihnachten verbracht hatte und ich habe natürlich zugesagt. Auf den kleinern Dörfern hier werden Feste noch deutlich traditioneller gefeiert und so verhielt es sich auch mit Ostern dort. Mir hat es wirklich super gefallen, aber es war wirklich ganz anders als jedes Ostern, das ich bis jetzt gefeiert habe. Ich mag Serrano sehr, es ist zwar ein kleines Dorf, aber das Klima ist toll, es ist schön grün und irgendwie familiär.
Am Freitagmorgen fuhren wir los und kamen am Freitagnachmittag in Serrano an. Nach dem Mittagessen ging es in den großen Obst- und Gemüsegarten der Familie und wir fuhren mit unglaublich vielen gelben Schnittblumen zurück, die wir dann am Nachmittag um einen großen Pfahl banden, den wir für die Prozession am Abend benötigten. Abends gingen wir in die Kirche zur Messe und anschließend fand eine Prozession durch das ganze Dorf statt. Ich hatte vorher noch nie an einer Prozession teilgenommen und hatte deshalb nicht wirklich eine Vorstellung wie das ganze abläuft. Den Beginn der Prozession bildeten der Pastor und jeweils vier Menschen, die eine Statue der Maria und eine Jesusstatue trugen, außerdem noch eine kleine Band. Ihnen folgte dann die ganze Kirchengesellschaft, die in die Lieder und Gebete einstimmte. An jeder Straßenkreuzung wurde angehalten und ein Gebet gesprochen. An jeder dieser Station standen jeweils sechs Familien mit ihren mit Blumen geschmückten Pfählen und nach dem Gebet rissen sich die Menschen Blumen ab, da das Glück bringen soll.

Am Samstag verbrachten wir einen entspannten Tag mit Einkaufen auf dem Markt, Baden bzw. Füßebaden im Fluss und Fußballspielen. Abends fuhren wir ein bisschen aus dem Dorf raus, wo wir der Auswahl der Stiere für das „Stiertreiben“ (Der Begriff stimmt nicht ganz, aber mir fällt auch kein besserer ein) zuguckten.
Am Sonntagmorgen musste ich früh raus, weil die Messe schon morgens um 4 Uhr morgens anfing. Nach der Messe gab es wieder eine Prozession, diesmal aber zwei getrennte für Frauen und Männer. Anschließend blieben alle vor der Kirche stehen und dann wurde ein Stier herangeführt und die jungen Männer übten sich als Toreros. Diese Tradition fand ich für das Tierwohl bedenklich, aber das Spektakel war nicht von langer Dauer, sodass ich hoffe, dass der Stier schnell wieder aus dem Dorf gebracht wurde. Anschließend richtete eine Familie für das ganze Dorf ein Fest aus mit Band, Essen und Trinken. Das bedeutet, dass sie über Nacht mehr als 1000 Essen kochen mussten. Wir wurden auf dem Rückweg von der Kirche auf ein Glas „Leche de Tigre“ (ein Getränk aus Schnaps mit Milch) eingeladen, was auf nüchternen Magen um 5 Uhr morgens schon etwas gewöhnungsbedürftig ist. Nachmittags ging es dann zurück nach Sucre. Es war sehr schön, mal eine andere Ostertradition kennenzulernen, auch wenn diese keine Osterschokolade enthielt ;)