Mein etwas anderes Osterfest
So jetzt möchte ich Euch mal, wenn auch etwas verspätet,
über mein Ostern hier berichten.
Die Familie hatte mich gefragt, ob ich mit ihnen in das
kleine Dorf Serrano fahren möchte, wo ich auch schon Weihnachten verbracht hatte und
ich habe natürlich zugesagt. Auf den kleinern Dörfern hier werden Feste noch
deutlich traditioneller gefeiert und so verhielt es sich auch mit Ostern dort.
Mir hat es wirklich super gefallen, aber es war wirklich ganz anders als jedes
Ostern, das ich bis jetzt gefeiert habe. Ich mag Serrano sehr, es ist zwar ein
kleines Dorf, aber das Klima ist toll, es ist schön grün und irgendwie
familiär.
Am Freitagmorgen fuhren wir los und kamen am
Freitagnachmittag in Serrano an. Nach dem Mittagessen ging es in den großen
Obst- und Gemüsegarten der Familie und wir fuhren mit unglaublich vielen gelben
Schnittblumen zurück, die wir dann am Nachmittag um einen großen Pfahl banden,
den wir für die Prozession am Abend benötigten. Abends gingen wir in die Kirche
zur Messe und anschließend fand eine Prozession durch das ganze Dorf statt. Ich
hatte vorher noch nie an einer Prozession teilgenommen und hatte deshalb nicht
wirklich eine Vorstellung wie das ganze abläuft. Den Beginn der Prozession
bildeten der Pastor und jeweils vier Menschen, die eine Statue der Maria und
eine Jesusstatue trugen, außerdem noch eine kleine Band. Ihnen folgte dann die
ganze Kirchengesellschaft, die in die Lieder und Gebete einstimmte. An
jeder Straßenkreuzung wurde angehalten und ein Gebet gesprochen. An jeder
dieser Station standen jeweils sechs Familien mit ihren mit Blumen geschmückten
Pfählen und nach dem Gebet rissen sich die Menschen Blumen ab, da das Glück
bringen soll.
Am Samstag verbrachten wir einen entspannten Tag mit Einkaufen auf dem Markt, Baden bzw. Füßebaden im Fluss und Fußballspielen.
Abends fuhren wir ein bisschen aus dem Dorf raus, wo wir der Auswahl der Stiere
für das „Stiertreiben“ (Der Begriff stimmt nicht ganz, aber mir fällt auch kein
besserer ein) zuguckten.
Am Sonntagmorgen musste ich früh raus, weil die Messe schon
morgens um 4 Uhr morgens anfing. Nach der Messe gab es wieder eine Prozession,
diesmal aber zwei getrennte für Frauen und Männer. Anschließend blieben alle vor der
Kirche stehen und dann wurde ein Stier herangeführt und die jungen Männer übten
sich als Toreros. Diese Tradition fand ich für das Tierwohl bedenklich, aber das
Spektakel war nicht von langer Dauer, sodass ich hoffe, dass der Stier schnell
wieder aus dem Dorf gebracht wurde. Anschließend richtete eine Familie für das
ganze Dorf ein Fest aus mit Band, Essen und Trinken. Das bedeutet, dass sie
über Nacht mehr als 1000 Essen kochen mussten. Wir wurden auf dem Rückweg von
der Kirche auf ein Glas „Leche de Tigre“ (ein Getränk aus Schnaps mit Milch)
eingeladen, was auf nüchternen Magen um 5 Uhr morgens schon etwas
gewöhnungsbedürftig ist. Nachmittags ging es dann zurück nach Sucre. Es war
sehr schön, mal eine andere Ostertradition kennenzulernen, auch wenn diese
keine Osterschokolade enthielt ;)
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