Montag, 12. September 2016



Mein neues Zuhause

Sonnenuntergang von unserer Terasse
Einer der zahlreichen wunderschönen Innenhöfe hier
Jetzt ist schon die zweite Woche in Sucre rum und ich fühle mich hier angekommen. Dadurch, dass ich jetzt jeden Tag zur Sprachschule gehe, habe ich hier langsam so etwas wie einen Alltag und mein Spanisch verbessert sich mit jedem Tag. Ich bin zusammen in einer Gruppe mit Josh aus England und da wir nur zu zweit sind, kommen wir gut voran. Mir gefällt es echt gut, mal in einer kleineren Stadt zu leben. Ich kenne die Straßen, kenne schon einige Cafés und Restaurants und man trifft Leute zufällig in der Stadt wieder, was in Berlin so ziemlich unmöglich ist. Außerdem kann ich hier fast alles erlaufen, da ich in 10-15 min im Stadtzentrum bin. Da ich in einer Stadt wohne, habe ich eigentlich keinen Kulturschock gehabt, weil es hier fast alles gibt, was es zu Hause auch gibt. Was mich aber schon geschockt hat, sind die Gegensätze zwischen Arm und Reich. Hier stehen große Villen, neben nicht fertig gebauten Häusern und wenn man länger auf dem Plaza steht, kommen kleine Jungs, die einen anbetteln, dass man sich die Schuhe von ihnen putzen lässt oder Süßigkeiten kauft. Da bekommt man schon ein ziemlich schlechtes Gewissen.

Jelena, Oscar und ich
Diesen Monat findet in Sucre das "Festival Internacional de la Cultura" statt und es gibt täglich unzählige, kostenlose Kulturveranstaltungen. Ich bin schon mehrfach im Kino und im Theater gewesen, verstehe aber leider noch nicht so viel, aber durch das Zuhören lernt man auch gut Spanisch. Außerdem habe ich mit den anderen Freiwilligen bei einem Tanzkurs mitgemacht und wir haben Grundelemente von Salsa, Merengue und Cha-Cha-Cha gelernt und hatten echt viel Spaß. Auch unsere Sprachschule bietet verschiedene Aktivitäten wie Sport-, Salsa- und Kochkurse, sodass ich immer gut beschäftigt bin. Am letzten Wochenende haben wir mit Oscar ein sehr schönes Schloss etwas außerhalb von Sucre besichtigt, waren auf dem Markt und ich war mit meiner Gastfamilie in der Kirche.

In meiner Gastfamilie fühle ich mich sehr wohl und langsam wird auch die Verständigung besser. Es ist gerade sehr voll im Haus, da zusätzlich, zu der schon sehr großen Familie, noch zwei Mädchen aus Berlin hier sind, die die Familie besuchen, da eine der beiden hier vor drei Jahren als Freiwillige gewohnt hat. Mit meinem österreichischen Gastbruder Michi verstehe ich mich super und ich lerne noch ein bisschen österreichisches Deutsch ;)


Der beste Obstsalat überhaupt :)
An die Gewohnheiten in meiner Gastfamilie musste ich mich erst ein bisschen gewöhnen, weil der Alltag hier schon anders ist, als das, was ich von zu Hause gewohnt bin. Hier ist das Mittagessen die wichtigste Mahlzeit des Tages, zu der alle Familienmitglieder extra nach Hause kommen. Es gibt immer eine Suppe und danach ein Hauptgericht, das meistens aus Reis, Kartoffeln und Fleisch besteht. Da Michi und ich nicht so viel Fleisch essen wollen, bekommen wir jetzt häufig sogar extra etwas anderes gekocht. Zum Frühstück und Abendbrot gibt es immer einen Tee und ein trockenes Brötchen, da diese Mahlzeiten hier nicht so wichtig sind. Michi und ich kaufen uns aber meistens noch etwas in der Stadt dazu. Hier gibt es echt unglaublich leckere Teilchen wie Cunapes, Empanadas und verschiedenste Kuchen und Kekse, die man für ein paar Cents kaufen kann und ganz tolle frisch gemachte Obstsäfte und Obstsalate auf dem Markt.

Gerade ist hier eine Hauptwasserleitung kaputt, sodass große Teile der Stadt kein fließendes Wasser haben und wir gehören leider auch dazu. Erst, wenn mal kein Wasser aus der Leitung kommt, wenn man den Wasserhahn aufmacht, fällt einem auf, wie wichtig und selbstverständlich das Wasser für uns ist. Man kann nicht Duschen oder Wäsche waschen und Hände- und Gesichtwaschen ist nur mit Trinkwasser möglich. Die Toilette muss man mit dem Wasser spülen, dass die Familie aufgefangen hat oder in großen Kübeln von Verwandten in der Stadt holt. Ich habe mir jetzt einen größeren Vorrat an Trinkwasser und Feuchttüchern besorgt und wir hoffen alle, dass das Wasser so schnell wie möglich wieder da ist.

Ich habe in dieser Woche mein Projekt besucht und fange am Montag an zu arbeiten. Das Projekt ist von mir zu Fuß nur 10-15 min entfernt und liegt auf dem Gelände der Universität.
Blick über die Stadt
Der erste Eindruck war sehr gut und ich freue mich schon sehr, dass es am Montag losgeht. Die Organisation, für die ich arbeiten werde, setzt sich für den Umweltschutz und den angemessenen Umgang mit Ressourcen ein. Gerade organisieren sie ein Pflanzprojekt, bei dem Schüler Bäume pflanzen und ich kann bei der Organisation mithelfen. Zudem hat das Projekt eine kleine Bibliothek und ich werde dabei helfen, die Bücher zu archivieren. Außerdem macht die Organisation Recyclingprojekte an Schulen und ich werde diese mitorganisieren und mit in die Schulen gehen. Ich werde immer von 9-12 Uhr und von 15-18 Uhr arbeiten. Es gibt hier immer so lange Mittagspausen, da fast alle Menschen zum Mittag in ihre Familien gehen. Ich bin schon sehr gespannt und werde euch weitere Details erzählen, wenn ich ein bisschen dort gearbeitet habe.

Wir mit einem der Tänzer
Dieses Wochenende fand in Sucre ein großes Volksfest zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe statt. Jeden Tag wurde auf den Straßen getanzt und am Samstag fand ein großer Umzug mit über 20.000 Tänzern in traditioneller Kleidung und zahlreichen Blaskapellen statt. Es war sehr beeindruckend und ich habe bestimmt zwei Stunden zugeguckt und viele Fotos gemacht.
Außerdem waren wir noch auf dem Dach einer Kirche, von dem man einen tollen Blick über die ganze Stadt hatte. Am Freitag war ich abends mit der Familie in einer Karaokebar. Es war eine interessante Erfahrung, aber nach vier Stunden konnte ich echt keine spanischen Liebeslieder mehr hören.

Bei solchen Straßen müssen die Bremsen funktionieren ;)
Michi, Bernadette und ich auf dem Dach der Kirche
Hier beginnt jetzt langsam der Sommer und mit jedem Tag wird das Wetter besser und jetzt ist es richtig angenehm: 25 Grad und ein strahlend blauer Himmel. Vor allem die ersten Nächte hier in Sucre war es richtig kalt, sodass ich froh über meinen Wintermantel und meinen dicken Schlafsack war, aber jetzt sind die Nächte angenehm kühl. 

Ich werde euch auf dem Laufenden halten und schicke ganz liebe Grüße nach Hause und zu allen, die gerade auf der ganzen Welt verstreut sind :)










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